Leser muss man ködern wie Fische

Publiziert am: 02.09.2013 | Kategorie(n): Blog Schreiben im Beruf | Verschlagwortet mit:  , ,

Leser lassen sich angeln wie Fische. Vorausgesetzt der Schreiber weiß, was Lesern schmeckt. Denn: Wie bei Fischen und Anglern unterscheiden sich die Speisepläne der beiden erheblich voneinander. Kein Angler käme auf die Idee, mit Pralinen Hechte zu ködern oder Aale mit Nüssen. Wer angeln geht, steckt im Zweifel Würmer ein, denn schließlich soll der Köder dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.

Das gleiche gilt für Texte: wonach Leser greifen, bestimmt ihr Geschmack, nicht der des Autors. Deshalb ist es als Autor so wichtig, die Vorlieben und das Verhalten der Leser zu kennen und sich beim Schreiben von der Frage leiten zu lassen, was will mein Leser hören und was nicht, wie kann ich ihn überzeugen?

Grundsätzlich gilt für alle Leser beruflicher Texte: Sie haben wenig Zeit. Um die wichtigste Aussage oder Nachricht eines Textes zu erfahren, wollen sie deshalb so wenig wie möglich davon investieren. In beruflichen Kontexten geht es deshalb darum, sofort zum Wesentlichen zu kommen, seinen Leser möglichst verständlich zu informieren und Überflüssiges wegzulassen. Denn solche Texte lesen sich am schnellsten.

1. Regel: Sofort sagen, worum es geht.

2. Regel: Sich verständlich ausdrücken.

3. Regel: Keine Bleiwüsten produzieren; den Text lesefreundlich gestalten.

4. Regel: Den Inhalt nach Wichtigkeit sortieren: Sehr wichtig, wichtig, weniger wichtig.

5. Regel: Langen Texten eine Kurzzusammenfassung voranstellen.

6. Regel: Möglichst keine Leserfragen offen lassen.

7. Regel: Gegebenenfalls für Fragen zur Verfügung stehen.

Vielen Berufsschreibern fällt es schwer, die eigenen Eindrücke, Interessen, Vorlieben außen vor zu lassen. Sie möchten sich ihrem Leser mitteilen und setzen oft voraus, dass ihre Leser genauso für das Thema brennen wie sie selbst.

Bei eingeweihten Berufskollegen mag das der Fall sein. Fachfremde Leser, womöglich aus einer ganz anderen Branche als der Schreiber selbst, haben in der Regel ganz andere Interessen und sie müssen sich sehr konzentrieren, um der Argumentation des fachfremden Experten zu folgen.

Haben Sie schon einmal den Köderkasten eines Anglers gesehen? Für jede Fischsorte hält dieser den eigenen Köder bereit. Das ist eine Wissenschaft für sich! Außerdem kommt es aufs Gewässer an, an dem Sie angeln gehen. Versuchen Sie mal, mit einer Süßwasserausrüstung im Mittelmeer zu angeln – hoffnungslos.

Das Geheimnis eines erfolgreichen Anglers besteht deshalb darin, den richtigen Köder so lebendig wie möglich und sich selbst möglichst unsichtbar im Revier des Zielfisches zu präsentieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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